Zulieferer im Blick


Zulieferer heute und die Probleme damals im Netz - youtube




Damals im Netz

AUTOMOBIL: Der heftige Streit zwischen VW und der Prevent-Gruppe verdeutlicht, wie sensibel das Verhältnis zwischen Herstellern und Zulieferern ist. Er zeigt aber auch, wie sich Machtstrukturen verändern.

VDI Nachrichten, Düsseldorf, 2. 9. 16, pek 

Der bosnische Automobilzulieferer Prevent hat durch sein Vorgehen gegen den Volkswagen-Konzern deutlich gemacht, wie sich langjährige Abhängigkeiten gelockert haben. Durch einen Liefer-stopp für Sitz- und Getriebeteile hatte der Zulieferer den Produktionsstillstand in mehreren VW-Werken erzwungen. „Ich bin überrascht", sagt Wirtschaftswissenschaftler Heinz-J. Bontrup von der Hochschule Gelsenkirchen, „dass sich überhaupt mal ein Zulieferer öffentlich und medienwirksam gegen die Metho-den der Automobilhersteller auf-lehnt". Was er meint: Die meisten Zulieferer haben die Sorge, dass sie in Zukunft ohne Aufträge bleiben, wenn sie als „aufmüpfige Zulieferer" gebrandmarkt werden. 

Im Einkauf liege der Gewinn, sagt Bontrup, und so werden Zulieferer von den Automobilherstellern rigoros unter Kostendruck gesetzt. „Das löst eine ganz üble Kettenreaktion aus, an deren Ende nicht nur die Mitarbeiter der Zulieferer leiden, sondern auch deren Innovationskraft." Langfristig befürchtet Bontrup dadurch Gefahren für den Standort Deutschland. „Der Fall VW ist nicht repräsentativ", hält Frank Rösch, Pressesprecher des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) dagegen. Die Branche habe in der Vergangenheit aus Qualitätsproblemen und Lieferengpässen dazugelernt. Laut BME wurden beim aktuellen Konflikt die Wechselwirkungen deutlich. Denn die Montageengpässe führten dazu, dass andere Zulieferer ihre Teile zeitweise nicht ausliefern konnten und Bestände auf-bauen mussten.

Die Zulieferer haben ihren Anteil an der Wertschöpfung erhöht
Auch der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) sieht kein grundsätzliches Problem. „Die ungewöhnliche Konstellation dieses Falles lädt heute nicht zu voreiligen Rückschlüssen über ei-ne andere Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Zulieferern ein", heißt es aus Frankfurt a. Main. Üblicherweise arbeiteten Zulieferer und Hersteller demnach seit Jahren im VDA eng .zusammen. Die Prevent-Töchter sind
laut Verband allerdings keine Mitglieder. 

Die deutschen Automobilhersteller sind gut beraten, den Schulterschluss mit den Zulieferern zu suchen. Laut VDA hat sich deren Wertschöpfungsanteil in den vergangenen Jahren erhöht. Sie konnten ihre Beschäftigung um 25 000 Mitarbeiter erhöhen und zählen jetzt mehr als 800 000 Stammbeschäftigte, Die Prevent-Gruppe verdeutlicht durch die weltweiten Zukäufe eine weitere Entwicklung. Aus vielen kleinen Zulieferern wurde quasi ein großer Verbund - mit entsprechender Marktmacht. Zahlen von Statista bestätigen den Trend: Gab es 1988 weltweit rund 30 000 Zulieferer für die Automobilindustrie, waren es 2015 nur noch 2800. Der Einbruch begann mit der Ära von Jos6 Ignacio Löpez. Als Einkaufschef bei 'Opel setzte er Zulieferer unter. Druck, bevor er zu VW wechselte. ciu/pek

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