Scania Museum


Der Name Scania ist die lateinische Bezeichnung für die historische schwedische Provinz Schonen.

Im Jahr 1911 fusionierte die damalige Scania Gesellschaft aus MalmöSchonen (Lateinisch Scania) mit der in finanzieller Bedrängnis befindlichen Firma Vabis aus Södertälje.

1919 wurde die Produktion überwiegend auf Lkw umgestellt. Da die Nachfrage nach Lkw in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gering war und eine starke Deflation herrschte, wurde Scania 1921 insolvent. Im selben Jahr wurde das Unternehmen unter Beibehaltung des Namens neu gegründet. Die letzten Personenwagen wurden 1929 produziert. 1932 erschienen erste Frontlenker-Omnibusse und 1933 Frontlenker-Lastwagen. Ab 1936 wurden die ersten Dieselmotoren in Serie gebaut. Um ein rentables Händler- und Werkstättennetz für seine Lkw und Busse aufbauen zu können, wurde Scania-Vabis ab 1948 zusätzlich Generalimporteur für VW in Schweden. 1962 eröffnete Scania ein erstes ausländisches Werk in Brasilien, 1965 ein weiteres in den Niederlanden. Obwohl es noch kein eigenes Händlernetz in Deutschland gab, sprach sich die Qualität der Produkte herum. Erste Scania-Lastwagen erschienen bei norddeutschen Speditionen. Seit 1963 gab es wieder Frontlenker im Lastwagen-Programm.

Ab 1968 wurden die Nutzfahrzeuge unter dem Namen Scania ohne den Zusatz Vabis verkauft. Im selben Jahr wurde die erste Verkaufsniederlassung in Deutschland gegründet.

Saab-Scania
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Scania Topline V 8 – R 730 (2010)

1969 wurde Scania vom schwedischen Saab-Konzern übernommen und war danach eine Sparte des nun als Saab-Scania firmierenden Konzerns. 1995 wurde Scania aus dem Saab-Konzern ausgegliedert. Beide Unternehmen operieren seitdem unabhängig voneinander. 1999 versuchte der schwedische Konkurrent Volvo, Scania zu übernehmen. Das wurde jedoch durch die Kartellbehörden untersagt, da eine marktbeherrschende Stellung In Nordeuropa erwartet wurde. Danach stieg der Volkswagenkonzern mit einer Unternehmensbeteiligung ein. Im Jahr 2000 wurde das einmillionste Fahrzeug hergestellt. Der VW-Konzern erwarb für rund 3 Milliarden Deutsche Mark 18,7 % des Kapitals sowie 34,0 % der Stimmrechte. Im Februar 2008 stockte VW seinen Anteil auf 38 % der Stimmrechte auf. MAN hatte am 18. September 2006 ein Übernahmeangebot in Höhe von 10,3 Mrd. Euro für Scania bekanntgegeben und gleichzeitig Anteile mit ca. 14 % der Stimmrechte über die Börse gekauft. Dieses Angebot wurde am 23. November 2006 von Scania abgelehnt. MAN zog das Angebot am 23. Januar 2007 freiwillig zurück, stockte allerdings bis Februar 2008 seine Stimmrechte auf ca. 17 % auf.

Weitere bedeutende Anteile an Scania wurden bis März 2008 vom schwedischen Investmentunternehmen Investor AB (20,1 % der Stimmrechte) und Stiftungen der Familie Wallenberg (10,5 % der Stimmrechte) gehalten, bis Volkswagen diese Anteile erwarb und somit ca. 37,73 % des Kapitals und 68,60 % der Stimmrechte hielt. Am 18. Juli 2008 lagen die letzten kartellrechtlichen Genehmigungen vor, und der Mehrheitserwerb konnte vollzogen werden. Am 24. Dezember 2008 erwarb MAN Aktienoptionen und teilte mit, jetzt über mehr als 20 % der Stimmrechte bei Scania zu verfügen. Infolge der Mehrheitsübernahme der Porsche Automobil Holding an der Volkswagen AG erlangte Porsche die indirekte Kontrolle an Scania, wodurch ein Pflichtangebot nötig wurde. Porsche wurden 4,4 Millionen A-Aktien und 59,04 Mio. B-Aktien angedient, die umgehend an Volkswagen weitergereicht wurden. Am 9. November 2011 übernahm die Volkswagen AG die Mehrheit an MAN. Die Anteile der MAN an Scania mit eingerechnet, hielt die Volkswagen AG nun mit 62,6 % des Kapitals und 89,2 % der Stimmrechte die Mehrheit am Unternehmen.

Zum 1. September 2012 wechselte der bisherige Vorstandsvorsitzende Leif Östling in den Vorstand der Volkswagen AG, um dort das konzernweite Nutzfahrzeuggeschäft zu koordinieren. Sein Nachfolger bei Scania wurde Ende 2012 sein Stellvertreter Martin Lundstedt.

Am 21. Februar 2014 kündigte die Volkswagen Aktiengesellschaft ein freiwilliges öffentliches Angebot an die Aktionäre der Scania Aktiebolag zur Übernahme aller Scania-Aktien zu einem Preis von 200 SEK in bar je Aktie an. Am 13. Mai 2014 entsprachen die im Rahmen des Angebots angedienten und die bereits unmittelbar und mittelbar von VW gehaltenen Aktien einem Anteil von 90,47 % der Scania-Aktien bzw. einem Stimmrechtsanteil von 96,26 %. Volkswagen plante einen Squeeze-out in Bezug auf die restlichen Scania-Aktien einzuleiten und deren Delisting von der NASDAQ OMX Stockholm voranzutreiben. Nachdem Volkswagen den verbleibenden Aktionären 200 SEK samt 5,02 Kronen Zinsen (ca. 21,53 Euro) je Aktie zahlte, hielt es nunmehr 100 % der Anteile. Im weiteren Verlauf der Umstrukturierung des Nutzfahrzeuggeschäfts von VW entstand die börsennotierte Holding Traton, an der VW Stand 17. Oktober 2022 92,11 % hielt.[13]

Im Jahr 2021 deckten gemeinsamen Recherchen von Frontal21 und dem schwedischen SVT-Fernsehmagazin Uppdrag Granskning mehrere Fälle von Korruption bei Scania in Indien auf. Zwischen 2013 und 2017 soll Scania in 19 verschiedenen Fällen Bestechungsgelder bis zu jeweils 65.000 Euro an Politiker und Entscheidungsträger gezahlt haben. Der derzeit amtierende indische Verkehrsminister Nitin Gadkari soll einen Luxusbus erhalten haben. Scania übernahm mit insgesamt 260.000 Euro einen Großteil der Kosten. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig leitete daraufhin Vorermittlungen gegen Scania ein.

Die EU-Kommission verhängte 2017 gegen Scania eine Geldbuße von etwas mehr als 880 Millionen Euro, da das Unternehmen über 14 Jahre hinweg mit seinen Wettbewerbern die Verkaufspreise für Lastwagen abgesprochen hatte und zudem vereinbarte, die Kosten für neue Technologien zur Einhaltung der strengeren Emissionsvorschriften an die Kunden weiterzugeben. Dies ist die zweithöchste Geldbuße gegen ein Unternehmen, die von der EU-Kommission im Kartellrecht verhängt wurde (Betrachtungszeitraum 1969–2023). Mit den anderen Kartellteilnehmern, darunter MAN, DaimlerVolvo und Iveco hatte die Kommission zuvor einen Vergleich geschlossen. Scania ließ sich auf den Vergleich nicht ein und klagte erfolglos gegen den Beschluss. Nach Klageabweisung rief das Unternehmen den Europäischen Gerichtshof an. Der EuGH wies dieses Rechtsmittel am 1. Februar 2024 zurück.

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