Immer erreichbar, auch mal abends im Einsatz und dafür einen
zusätzlichen Tag frei:
Flexible Arbeitszeiten werden immer beliebter, wenn sie gut
abgesprochen und mit viel Vertrauen gefüllt sind, wenn sie nicht dazu führen,
dass die Arbeitszeit insgesamt steigt. Dass mit dem Verlassen des Arbeitsorts
wirklich der Feierabend beginnt, wird mehr und mehr zum Auslaufmodell.
Vor- und Nachteile von flexibler Arbeitszeit
Für flexible Arbeitszeiten gibt es ganz unterschiedliche
Modelle – von Gleitzeit bis zum Lebensarbeitszeitkonto. Und viele Arbeitnehmer
wünschen sich, bei den Arbeitszeiten mitreden zu können. Betrieben kann es bei
der Personalrekrutierung daher helfen, flexible Arbeitszeiten anzubieten. Jedes
Modell hat jedoch seine Vor- und Nachteile. Ein Überblick.
Den meisten Arbeitnehmern sind flexible Arbeitszeiten
heutzutage wichtiger als das Gehalt. Für Arbeitgeber gibt es inzwischen eine
große Auswahl an Arbeitszeitmodellen. Doch nicht jedes passt für jeden Betrieb
– und in einigen Branchen verkomplizieren die Dokumentationspflichten für den
Mindestlohn das System erheblich. Ein Überblick über die am weitesten
verbreiteten Modelle.
Welche Vor- und Nachteile bietet Gleitzeit?
Das wohl gängigste Modell flexibler Arbeitszeit ist die
Gleitzeit. Beschäftigte können innerhalb eines gewissen Rahmens, den
sogenannten Gleitzeitspannen, Arbeitsbeginn und Arbeitsende selbst festlegen.
In den meisten Betrieben gibt es jedoch Kernarbeitszeiten, in denen die
Mitarbeiter anwesend sein müssen. Den Rest regelt ein Arbeitszeitkonto. Wie
lange Angestellte Zeit haben, Plus- oder Minusstunden auszugleichen, legt das
Unternehmen fest. Oft gibt es zudem eine maximale Anzahl an Über- oder
Minusstunden, die Mitarbeiter ansammeln dürfen. Arbeitgeber sollten jedoch der
Freiheit eine Grenze ziehen, wenn es in die Abendstunden, oder an die Nacht-
und Wochenendarbeit geht.
Der Vorteil
Private Termine, wie beispielsweise Arztbesuche, werden zur
alleinigen Sache des Angestellten, da sie in der Gleitzeit erledigt werden
können.
Der Nachteil
Gleitzeitmodelle sind heute weit verbreitet und bedeuten für
Arbeitgeber eigentlich keine Nachteile. Sinnvoll kann es jedoch sein, die
Arbeitszeitkonten der Mitarbeiter hin und wieder anzusehen, denn in fast jedem
Unternehmen gibt es jemanden, der sehr viele Überstunden ansammelt.
Welche Vor- und Nachteile bietet Funktionszeit?
Bei der Funktionszeit haben Mitarbeiter keine
verpflichtenden Anwesenheitszeiten mehr. Sie können sich ihre Arbeitszeit
selbst einteilen – solange sie mit den gesetzlichen Vorgaben vereinbar ist. An
die Stelle von Anwesenheitszeiten treten die sogenanntenFunktionszeiten – also
Zeiträume, zu denen bestimmte Arbeitsbereiche funktionsfähig sein müssen. Wie das
zu schaffen ist, regelt das Team selbst. Entscheidend ist dasArbeitsergebnis.
Damit das Modell in der Praxis gut funktioniert, muss das Team miteinander
harmonieren und kommunizieren.
Der Vorteil
Gerade in Betrieben, in denen es viel Projektarbeit gibt,
ermöglicht das System Mitarbeitern im Anschluss an arbeitsintensive Phasen
ganze freie Tage. Bei Angestellten kann so die Motivation steigen, Projekte
schnell zu erledigen.
Der Nachteil
Der Arbeitgeber muss dafür sorgen, dass der Betrieb für den
Kunden dennoch erreichbar ist. Außerdem sind die Mitarbeiter für den
Vorgesetzten nicht ständig greifbar.
Welche Vor- und Nachteile bietet Wahlarbeitszeit?
Bei der Wahlarbeitszeit erstellt der Arbeitgeber Personalpläne,
die genau auf den Arbeitsanfall abgestimmt sind – die Personalstärke ist also
jeweils abhängig vom Kundenverhalten. Die Mitarbeiter tragen sich dafür in
einen Personalbedarfsplan ein – je nach persönlichen Vorlieben und vertraglich
vereinbartem Arbeitsvolumen. Natürlich müssen am Ende alle Einsatzzeiten
vergeben sein. Vor allem imdienstleistungsorientierten Handwerk, wie bei den
Bäckern und Metzgern, gibt es dieses Modell häufig.
Voraussetzung, damit das System reibungslos funktioniert,
ist eine vielfältige Belegschaft. Mütter oder Väter mit Schulkindern haben
einen ähnlichen Tagesablauf und Urlaubsrhythmus, so dass sie sich für die
gleichen Einsatzzeiten interessieren werden. Außerdem muss der Betrieb die
Stoßzeiten genau kennen, um mit genügend Vorlauf planen zu können.
Der Vorteil
Arbeitgeber vermeiden überzähliges Personal, wenn wenig los
ist und können damit Geld einsparen. Für Mitarbeiter bedeutet das Modell mehr
Flexibilität.
Der Nachteil
Die Belegungsplanung macht unter Umständen viel Arbeit.
Zudem müssen die Mitarbeiter dazu bereit sein, in Phasen, in denen es ruhiger
ist, ihre Arbeitszeit ohne Lohnausgleich zu reduzieren. Sind sie das nicht,
lässt sich die Wahlarbeitszeit kaum durchsetzen.
Welche Vor- und Nachteile bietet Vertrauensarbeitszeit?
Der Angestellte muss seine Aufgaben termingerecht erledigen.
Das ist es, worum es bei der Vertrauensarbeitszeit geht. Denn der Mitarbeiter
muss nicht zwangsläufig aufzeichnen, wann und wie lange er gearbeitet hat, die
Vorgesetzten vertrauen darauf. Damit das reibungslos funktioniert müssen die
Angestellten dazu in der Lage sein, sich eigenverantwortlich die Zeit
einzuteilen und ein gutes Zeitmanagement haben. Dafür kann es hilfreich sein,
immer wieder entsprechende Schulungen anzubieten. Wichtig ist es zudem, dass
die Zielvereinbarungen realistisch, in Absprache mit den Mitarbeitern getroffen
werden.
Der Vorteil
Die Mitarbeiter werden durch das hohe Maß an
Eigenverantwortung häufig motiviert und denken unternehmerisch. Für Betriebe
bedeutet das laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Baua)
häufig einen Imagegewinn, sie werden als moderner und attraktiver Arbeitgeber
wahrgenommen.
Der Nachteil
Sind die Ziele unrealistisch, ist die Personaldecke zu dünn
oder haben einzelne Mitarbeiter ein
schlechtes Zeitmanagement, kann dieses Arbeitszeitmodell schnell zur
Überlastung führen. Seit Einführung des Mindestlohns müssen die Arbeitszeiten
in einigen Branchen trotzdem aufgezeichnet werden.
Welche Vor- und Nachteile bietet Jahresarbeitszeit?
Beim Modell der Jahresarbeitszeit legen Arbeitgeber und
Mitarbeiter eine"Nettojahresarbeitszeit" fest. Mit der Auftragslage
variiert auch die Arbeitszeit, während der ausgezahlte Monatslohn über das Jahr
hinweg derselbe bleibt.
Der Vorteil
Betriebe können gut auf saisonale Auftragsschwankungen
reagieren.
Der Nachteil
Wenn bestimmte Mitarbeiter beispielsweise vor allem zu den
Stoßzeiten eingesetzt werden, leisten sie mehr, ohne mehr Freizeit zu bekommen.
Das kann zu einer Überlastung führen.
Welche Vor- und Nachteile bietet Lebensarbeitszeit?
Bei der Lebensarbeitszeit werden Überstunden der Mitarbeiter
langfristig auf einem Zeitkonto gutgeschrieben. Je nach Vereinbarung mit dem
Arbeitgeber, können die Angestellten die Überstunden blockweise, beispielsweise
für ein "Sabbatical" oder einen früheren Renteneintritt, nehmen.
Der Vorteil
Unternehmen können auf langfristige Auftragsschwankungen
flexibel reagieren. Zugleich können Überstundenzuschläge vermieden werden.
Viele Arbeitnehmer wünschen sich zudem die Möglichkeit, über längere Zeiträume
freinehmen zu können. Unternehmen, die so etwas anbieten, kann das die
Rekrutierung von Personal erleichtern.
Der Nachteil
Auf Basis einer Vollzeitstelle, ist dieses Arbeitszeitmodell
nicht zu empfehlen. Denn auf diese Weise sammeln sich zu wenige Stunden an.
Betriebe müssen außerdem Vorkehrungen zur Absicherung der Wertguthaben der
Mitarbeiter treffen, falls sie insolvent gehen.
Welche Vor- und Nachteile bietet Job-Sharing?
Das Job-Sharing ist eigentlich eine Form der Teilzeitarbeit.
Dabei teilen sich zwei oder mehr Mitarbeiter einen Arbeitsplatz. Wie viele
Stunden die gemeinsame Arbeitszeit beträgt, legt das Unternehmen fest. So
können sich zwei Angestellte zum Beispiel 60 Stunden teilen oder auch 40. Wie
sich die Job-Sharer die Aufgaben und Arbeitszeiten aufteilen, bleibt ihnen
überlassen, solange es innerhalb des gesetzlichen Rahmens liegt.
Der Arbeitgeber muss dafür meist Arbeitszeitkonten
einrichten. Laut Baua ist das nur bei starren Arbeitszeiten nicht nötig.
Außerdem sollten Betriebe bei der Auswahl geeigneter Bewerber für eine
Job-Sharing-Stelle darauf achten, dass sie ähnliche oder sich ergänzende
Qualifikationen haben und gut miteinander harmonieren. Je länger die Kollegen
miteinander arbeiten, desto reibungsloser funktioniert das Job-Sharing in der
Regel.
Der Vorteil
Das Modell kann Mitarbeiter an das Unternehmen binden, denn
es bietet für viele unterschiedliche Lebenslagen eine Perspektive. So sind die
Job-Sharer meist flexibel genug, darauf zu reagieren, wenn beispielsweise
Kinder krank sind oder Kollegen andere familiäre Aufgaben übernehmen müssen.
Der Nachteil
Betriebe müssen für einen Arbeitsplatz zwei Personen oder
mehr finden.
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