Das gute EDV-System von damals


Der Inhaber eines Autohaus ist nicht daran interessiert wie das Kernstück des Programmes aufgebaut ist. Er geht davon aus, dass es funktioniert. Der Hauptgrund für seine Entscheidung sind die Vorteile, die er mit dem Einsatz erzielen kann. Er wird das Programm nicht nach dem Inhalt, sondern als Lösung beurteilen.


Wie schaut nun ein gutes EDV-Programm für den Kfz-Betrieb aus?

Was ist eigentlich ein gutes EDV-Programm für den Kfz-Betrieb? Eine Frage, über die es sich nachzudenken lohnt. Leider liegt die Antwort nicht so einfach auf der Hand. Sie ist nicht so geläufig wie auf vielen anderen Gebieten, die wir genau festlegen können.

Die Meinung geht darüber zunächst einmal je nach Standpunkt weit auseinander. Ein Programmierer wird die Frage danach ganz anders beantworten als der Anwender vor Ort. Für die Programmentwickler steht die handwerkliche Gestaltung im Vordergrund. Er legt von sich aus Wert auf Fehlerfreiheit, saubere Programmierung und einen strukturierten Aufbau des Programms. Für ihn sind das leichte Ändern und das bequeme Bedienen von großer Bedeutung. Das bequeme Bedienen ist ein Punkt, den auch der Anwender besonders schätzt. 

Für den Anwender steht im Vordergrund die Lösung seiner Probleme, die mit dem EDV-Systems gelöst werden sollen. Man beobachtet in der Branche oftmals, dass Anwender auf ein bestimmtes Programm schwören, auch dann, wenn es nicht besonders leistungsfähig und äußerst umständlich zu bedienen ist. Trotz all dieser Nachteile ist der Anwender der festen Überzeugung, dass er mit diesem Programm seine Aufgabe am besten erledigen kann. Eine Behauptung, die für ihn mit Fug und Recht zutrifft. Auch wenn die Entwicklung der Programme schon wesentlich weiter gegangen ist. 

Drei Punkte sind wichtige Kriterien, die ein gutes Programm auszeichnen und die man beim Kauf eines guten Programmes immer berücksichtigen sollte.

1. Zuverlässigkeit: Ein gutes Programm muss für den Anwender zuverlässig sein. Es zeichnet sich dadurch aus, dass es benutzt werden kann, ohne dass es immer wieder abstürzt, aussteigt oder man neu anfangen muss und keine Angst haben muss, dass es unbeabsichtigt Schaden anrichtet. Ein gutes Programm fängt alle Fehler des Anwenders schon im Vorfeld ab. Falsche Anwendungen, falsche Daten und extreme Konstellationen werden von guten Programmen selbständig angezeigt und bereinigt. Programme, die schon bei der ersten Vorführung oftmals abstürzen, sind immer mit Vorsicht zu genießen, denn was den Mitarbeiter des Softwarehauses passiert, wird ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit auch passieren.

2. Benutzerfreundlichkeit: Ein gute Programm ist so einfach aufgebaut, dass man es ohne zusätzliche Informationen bedienen kann. Die Funktionen eines solcher Programmes sind so geschaffen, dass sie den Erfordernissen des Anwenders entgegenkommen und möglich wenig Überraschendes und Unerwartetes passiert. Schor nach einem kurzen Üben geht ein gutes Programm in Fleisch und Blut über. Man kann es im Schlaf bedienen, ohne groß nachzudenken. Die gelieferten Handbücher sollten eigentlich immer im Bücherregal stehen und nur dafür benutzt werden, einmal die eigenen Betriebsabläufe auf deren Sinn hin zu über-prüfen.

3. Wartungsfreundlichkeit: Das gute Programm ist wartungsfreundlich, leicht zu lesen, leicht zu ändern und zu korrigieren. Es kann schnell den veränderten Verhältnissen im Betrieb ohne großen Aufwand und Kosten angepasst werden. Zwar ist es nicht üblich, dass exklusive Anpassungen für ein Unternehmen gemacht werden, weil man auf die Dauer einen riesigen Verwaltungsaufwand für die Verwaltung der verkauften Programmänderungen verwenden muss. Es darf aber keine Probleme bereiten, die im freien Markt käufliche Standardsoftware in die Anwendungen einzubinden.

Aus den drei grundsätzlichen Punkten kann man erkennen, dass ein gutes Programm für den Kfz-Betrieb unauffällig sein muss. Man merkt kaum, dass man es hat und wird im Grunde erst aufmerksam, wenn es ausfällt. Kaum einer würde es begrüßen, wenn der Toaster mit einem vierhundert seitigen Manual ausgeliefert wird. Man kauft sich ja auch nicht Fachbücher zur Bedienung seines Rasenmähers. Oder ist es erstrebenswert, wenn es für den Fahrer eines VW Golfs eine VW-User-Group gegründet wird. Wohl kaum. Jeder ist bestrebt, dass die Geräte, die er kauft, nicht zum Inhalt seines Lebens werden. Sie sind nützliche Hilfsmittel, die man einschaltet und davon ausgeht, dass sie funktionieren. 

Niemand sollte sich darum kümmern müssen, ob das gekaufte Programm auch funktioniert. Man hat so ungefähre Vorstellungen, wie die Systeme funktionieren. Das reicht im Grunde. Man weiß, wie man es bedienen muss, man kann seine Ergebnisse erkennen und benützen. Man muss es aber nicht reparieren und zerlegen, geschweige denn reparieren können. Die Kenntnisse über das System sollten auch nach dem Kauf für Kfz-Unternehmer erbärmlich bleiben. Niemand sollte selbst programmieren, wenn eine Störung auftritt, dann sollte sich jemand möglichst schnell um das defekte System kümmern und nicht auf übermorgen vertrösten. Genau wie beim Auto die Fachwerkstatt für das Funktionieren des Systems Auto verantwortlich ist, gibt es das Software- oder Systemhaus, das sich um die Probleme umgehend kümmert. Im Grunde zeichnet sich ein gutes Programm dadurch aus, dass es vollkommen langweilig ist - so langweilig, dass man es nach kurzer Zeit einfach vergisst und man sich ganz auf die damit zu bewältigende Arbeit konzentrieren kann. 

Erwin Füßl EDV-Berater 1994




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