Netzwerk für die Werkstatt


Netzwerk für daheim und für die Werkstatt - so machten es die Profis - Ein Bericht aus der Zeit als die EDV noch Technik war.

Hinter dem Begriff Netzwerkkit verbarg sich die komplette Hardware, die zum Verbinden zweier (oder mehrerer) Systeme notwendig war. Alle Kits enthielten mindestens zwei Ethernet Karten, einen kompletten Satz Kabel und - bei 10BaseT- und 100BaseT-Kits - einen sogenannten Hub, der den Verteiler zwischen den angeschlossenen Stationen spielte. Außerdem fand der Anwender im Paket Treiber für alle gängigen Betriebssysteme - angefangen von DOS über Windows 3.11 bis hin zu Windows NT. 


Bei der Installation eines Netzwerkkits begann man möglichst mit dem Einbau und der Konfiguration der Netzwerkkarten. Für eine typische Montage war rund eine Stunde Zeit zu veranschlagen - je nach Betriebssystem und Konfigurationsaufwand konnte sich der Vorgang auch entsprechend in die Länge ziehen. Wie bei allen Arbeiten im Inneren des PCs entfernte man vor dem Öffnen des Gehäuses den Rechner vom Stromnetz, da sonst die Gefahr eines Stromschlags und der Beschädigung einzelner Komponenten oder des gesamten Systems bestand. 

Je nach Modell benötigte man für den Einbau der Netzwerkkarte einen freien PCI- oder ISA-Steckplatz. Eine PCI-Karte sollte ausschließlich in einem Steckplatz eingebaut werden, der sogenannte "Busmaster"-Karten unterstützte. 

Nur so ließ sich die volle Bandbreite von schnellen Fast-Ethernet-Karten (100 MBit/s) effektiv ausnutzen. Beim Starten des Systems wurde im Bios eine entsprechende Meldung wie beispielsweise ISA-PNP: 3COM Etherlink III angezeigt. Handelte es sich um eine ältere ISA-Karte ohne Plug and Play, brauchte man viel Geduld und eine ausführliche Dokumentation zu Netzwerkkarte und PC, um die Einstellungen des Interrupts (IRQ) und der Basisadresse (MEM) im Bios korrekt vorzunehmen. 

Da diese von Bios zu Bios extrem stark variierte, bleibt nur der Blick ins Handbuch des Mainboard oder Rechners. 

Prinzipiell hatte man es bei Netzwerkkits mit zwei Arten von Kabeln zu tun: Entweder BNC- oder Twisted-Pair-Kabel. Wenn man sich beim Kauf eines Kits auf Basis der 10Base2-Technologie entschieden hat, fand die Datenübertragung über ein BNC-Kabel mit maximal 10 MBit/s statt. Bei diesem Typ war Vorsicht beim Verlegen angebracht: Wurde ein BNC-Kabel zu stark geknickt, konnte die innere Seele brechen, und die komplette Leitung wurde dadurch unbrauchbar. 

Auch beim Anschluss der Netzwerkkarten über sogenannte T-Stücke war Sorgfalt angebracht - alle Kontakte und Verbindungen mussten sorgfältig schließen, um die Funktionalität des LAN zu gewährleisten. Ein 10Base2-Netzwerk wurde am Anfang und Ende der Leitung über jeweils einen Terminator abgeschlossen. Diese Abschlusswiderstände sorgten dafür, dass Datenimpulse nicht am Leitungsende reflektiert wurden und so für Störungen im Netz gesorgt haben.

Etwas handlicher war die Montage von Twisted-Pair-Kabeln, die in Netzwerkkits auf Basis der 10BaseT- oder 100BaseT-Technologie enthalten waren. Über RJ11-Stecker (vergleichbar mit denen eines ISDN-Telefons) wurden alle Systeme mit einem zentralen Hub (Verteiler) verbunden und tauschten über diesen Datensignale aus. Im Gegensatz zu BNC-Kabeln waren Twisted-Pair-Kabel einfach zu verlegen und weniger anfällig für Störungen, da keine mechanischen Bauteile wie Terminator oder T-Stück zum Einsatz kamen.


Wer Windows 95 oder 98 hatte und eine Plug-and-Play-fähige Netzwerkkarte verwendete, konnte sich glücklich schätzen: Im Regelfall erkannten diese Betriebssysteme bereits nach dem Neustart die Netzwerkkarte. Gerade bei den älteren Versionen von Windows 95 waren jedoch Treiber auf Disketten oder CD-ROM erforderlich, die sich im Lieferumfang des Netzwerkkits befanden. Wer über einen Internet-Zugang verfügte, musste die neueste Treiberversion aus dem Netz laden. 

Windows NT - ganz gleich ob Workstation oder Server - erforderte bei der Installation der Karte mehr Geduld: Nur während der Erstinstallation des Windows-NT-Netzwerks (über Start/Einstellungen/Systemsteuerung/Netzwerk oder während der Installation) prüfte das Betriebssystem den Rechner auf vorhandene Netzwerkkarten. Alle Karten, die anschließend installiert wurden, mussten manuell über das Menü Netzwerk in der Systemsteuerung eingefügt werden. 

Wie bei Windows 95/98 empfahl sich der Einsatz eines aktuellen Treibers aus dem Internet. 

Die Konfiguration von Windows 95, 98 und NT sollte man wie folgt abschließen: Für jeden Rechner wurde ein eindeutiger Name, der sogenannte Computername, und eine Arbeitsgruppe gewählt. Während die Arbeitsgruppe für alle Systeme, die zusammenarbeiten sollen, gleich sein musste, wählt man für jeden Rechner einen einmaligen Computernamen. Zwei Rechner mit dem Namen "Polaris" waren verboten - die Schreibweise (groß/klein) spielte dabei keine Rolle. Für ein einfaches Windows-Netzwerk eignete sich das von Windows 98 und NT serienmäßig vorgeschlagene TCP/IP- Protokoll. Wer den Einsatz älterer Windows 95 im LAN plante, sollte zudem Netbeui installieren, bei DOS war außerdem IPX/SPX ratsam.


Um den reibungslosen Betrieb des Netzwerks sicherzustellen, musste jedes angeschlossene System eine einmalige IP-Adresse und Netzwerkmaske erhalten. 

Nachdem alle Kabel verlegt waren, unterzog man das Netzwerk einem ersten Funktionstest: Vom ersten System, das die IP-Adresse 10.0.0.1 zugewiesen bekam, gab man in der DOS-Eingabeaufforderung den Befehl ping 10.0.0.2 ein, um die Verbindung zum zweiten System zu überprüfen. Klappte alles, quittiert Windows mit Antwort von 10.0.0.2: ... Blieb diese Antwort aus und erscheinen statt dessen Meldungen wie Zeitüberschreitung der Anforderung, stimmt etwas nicht.

Die Freigabe von Verzeichnissen unter Windows 95 und 98 unterschied sich stark von Windows NT. Bei Windows 95/98 wählte man über die Systemsteuerung das Netzwerk-Menü, klickte auf die Datei- und Druckerfreigabe und wählte die entsprechende(n) Freigabe(n) aus. Erst dann liess sich über das Kontextmenü (rechte Maustaste) Freigaben von installierten Druckern oder Verzeichnissen vornehmen - allerdings erst nach einem Neustart von Windows. 

Unter Windows NT klappte die Freigabe auch ohne vorherige Aktivierung. Allerdings musste unter Windows NT ein Benutzer mit demselben Benutzernamen und Passwort eingetragen sein wie unter Windows 95/98. Um einen Benutzer einzutragen, wählte man bei Windows NT Start/Programme/Verwaltung (Allgemein)/Benutzermanager und bei Windows 95/98 das Menü Benutzer in der Systemsteuerung.

Wer es sich einfach machen wollte, lag bei Windows 95/98 richtig: Bei einer Freigabe ließ sich ein Kennwort für den Zugriff (Lesen/Schreiben) auf diese Ressource wählen. Gab man kein Kennwort an, bedeutet dies, dass jeder Benutzer im LAN auf diese Ressource ohne Einschränkungen zugreifen konnte. 

Um Windows 95/98 mehr Sicherheit einzuverleiben, konnte man über die Systemsteuerung Netzwerk über den Reiter Zugriffsteuerung auch die Methode Zugriffsteuerung auf Benutzerebene wählen. Dazu musste der Computername des Systems angegeben werden, von dem Windows die Liste der Benutzer und Kennwörter bezogen hat. A

In kleinen Heimnetzwerken empfahl sich daher der unproblematische Weg über die bereits beschriebene Zugriffsteuerung auf Freigabeebene, die auch ohne Kennwörter jeder Art funktionierte.

Die Kits gab es ab 99 Mark. Allerdings handelte es sich bei den billigen Kits häufig um Modelle auf Basis von 10Base2, einem Netzwerkstandard, in dem mehrere Systeme über eine BNC-Leitung miteinander verbunden ware. 10Base2 war allerdings - im Vergleich zu 10BaseT und 100BaseT - deutlich anfälliger gegen äußere Störeinflüsse. Ab 160 Mark waren Netzwerkkits mit 10BaseT-Hub und -Karten erhältlich, wer 250 Mark und mehr anlegt hat, erhielt die noch schnelleren 100BaseT-Komponenten. 

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